Der Chor

Mit dem gemischten Chor hat alles begonnen

Lesen Sie hier nach, wie alles angefangen hat mit unserem Heimatverein Düngstrup e. V. 1908 beschlossen die Männer und Frauen in Düngstrup, einen gemischten Chor zu gründen. Das war für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich, betätigten sich Männer und Frauen doch zumeist noch in getrennten Gruppen. Das Gründungsprotokoll und die ersten Vereinsstatuten sind spannende Zeitdokumente. Tauchen Sie ein in die Geschichte.

Die Gründung des gemischten Chors von 1908

Seit der „Reichsgründung 1871″ wurde das allgemeine Leben in den deutschen Ländern besser, viele „Gleichgesinnte“ trafen sich, um gemeinsam ihren Neigungen nachzugehen. So entstanden Kriegervereine, Kyffhäuserkameradschaften und Schützenvereine, viele auch als „Nachwirkungen des gewonnenen Krieges“. Auch die Sänger fanden sich zusammen, um nicht nur in Kirchenchören geistliche Lieder singen zu müssen.

Sänger sind schon immer „fröhliche Menschen“ gewesen, denn wie heißt es doch in der Redeweise:
„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder!“
In der Landgemeinde Düngstrup konnte auch so ein „allgemeines Interesse“ an der Gründung eines Gesangvereines festgestellt werden. Großen Anteil an der Gründung dieser Gesangvereine hatten die jeweiligen Hauptlehrer in den örtlichen Dorfschulen. Es entstanden Männergesangvereine und Frauenchöre. In Düngstrup war man damals schon viel liberaler und gründete gleich von Anfang an einen „Gemischten Chor“. Zu diesem Zweck traf man sich im November 1908 und gründete offiziell einen Gesangverein. Dieser neue Verein erhielt den Namen: „Gemischter Chor Düngstrup“

Als Vereinslokal wurde die Gastwirtschaft von Herrn Hermann Besuden in Düngstrup festgelegt. Dirigent des Chores wurde Lehrer Wendt und als Liedervater wurde Lehrer Wohlers gewählt. Die Kassenführung übernahm Fr. Ahlers. Für jedes Dorf im Einzugsbereich des Vereins wurde ein „Bote“ gewählt, der die Beiträge der passiven Mitglieder zu erheben hatte.

Gründungsprotokoll des „Gemischten Chores Düngstrup“

Durch das allgemeine Interesse ist hier im November 1908 ein Gesangverein „Gemischter Chor“ zusammengetreten, der durch Übereinkommen den Namen „Gemischter Chor Düngstrup“ erhalten hat. Als Vereinslokal wurde die Wirtschaft des Herrn H. Besuden, Düngstrup festgesetzt. Als Dirigent wurde Herr Lehrer Wendt und als Liedervater Herr Lehrer Wohlers gewählt. Ferner übernahm Herr Fr. Ahlers das Amt des Kassenführers. In jedem Dorf wurde ein Bote gewählt, welcher die Beiträge der passiven Mitglieder zu heben hat, und zwar in Düngstrup H. Ahlers, in Kleinenkneten D. Coors, in Aldrup H. Flege, in Hanstedt H. Martens, in Lüerte Fr. Sandkuhl, in Holzhausen Herm. Stolle und in Thölstedt Herr Joh. Brüning.

Die Vereinsstatuten

Es wurden folgende Statuten aufgestellt, welche für jedes Mitglied maßgebend waren.
1. Jedes Jahr im November war die Generalversammlung. An diesem Tage wurde der Beitrag erhoben, welcher 2 Mark betrug. Auch hat der Rechnungsführer alsdann eine Rechnungsablage abzulegen.
2. Sollte ein Mitglied auf wiederholtes Verlangen seinen Beitrag nicht entrichten, so gilt selbiger als gestrichen.
3. Jedes Mitglied hat sich das betreffende Liederbuch selbst anzuschaffen.
4. Will eine Person dem Verein beitreten, so muss dieses dem Vorstandt mitgeteilt werden. Letzterer teilt es dem Verein mit, und derselbst hat zu beschließen, ob die betreffende Person aufgenommen werden soll.
5. Sollte es vorkommen, dass ein Mitglied sich in irgend einer Weise etwas zu Schulden kommen lässt oder unanständig beträgt, wodurch der Verein in schlechten Ruf gebracht wird, so wird es sofort gestrichen.
6. Das Rauchen ist während der Singstunde verboten.

Die Singabende wurden festgelegt auf Dienstagabend ½ 8 Uhr. An den Singabenden durfte in den Singstunden nicht geraucht werden! Einmal im Monat wurde der Singabend auch als „lustiger Abend“ gestaltet. Dabei gab es dann stets den sogenannten „Sänger-Likör!“ Als weitere vergnügliche Veranstaltung des Gemischten Chores gingen in die Geschichte ein: der „Lumpenball“ (Kostümfest) oder auch die Weihnachtsfeiern. Das Stiftungsfest im November erfreute sich großer Beliebtheit. Die Einwohner konnten so in fröhlicher Runde zusammenkommen.

Vereinsleben bis zum 1. Weltkrieg

Auf der Generalversammlung am 4. November 1913 gab es Neuwahlen im Vorstand. Liedervater wurde H. Martens, Hanstedt, seine Vertreterin wurde Gesine Barjenbruch, Hanstedt. Als Kassenführer und zugleich Schriftführer wählte man Fr. Ahlers aus Düngstrup, seine Vertreterin wurde Emma Coors aus Kleinenkneten. Zum Dirigenten und Vereinssprecher hatte man Lehrer Wendt aus Lüerte gewählt.

Aber es ging nicht immer alles gut – es gab auch schlechte Jahre und unangenehme Ereignisse. So brachte der 1. Weltkrieg (1914–1918) auch für den Gemischten Chor Düngstrup eine arge Zäsur! Viele Sangesbrüder sahen die Heimat nicht wieder, sie mussten ihr Leben für das Vaterland lassen. Aber auch den „Daheimgebliebenen“ und „Hinterbliebenen“ war sicher nicht zum Singen zu Mute. Das Vereinsleben ruhte einfach während dieser Zeit.
Zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde später in Düngstrup ein Ehrenmahl errichtet.

Nach dem 1. Weltkrieg

Im Laufe der Jahre normalisierte sich das Leben so nach und nach wieder. Man hatte wieder Mut gefunden, auch wieder etwas für die Geselligkeit zu tun. Ab 1920 wurde in Düngstrup wieder gesungen, doch es dauerte noch einige Zeit, bis man zur alten Fröhlichkeit zurückgefunden hatte. Die Menschen waren nachdenklicher geworden. Jede Woche ein lustiger Abend, das konnte nicht gut gehen, das war einfach zu viel des Guten! Tatsächlich führte dieses am Ende zum Auseinandergehen des Gemischten Chores Düngstrup.

Aber man hatte ja früher öfter ein Theaterstück mit großem Erfolg gespielt, – und so beschloss man auf Grund der eindringlichen Worte von Otto Stolle:
„As nu dat Singen nich recht mehr wull gah’n, dor sä’en se, Theoter schall awer wieter bestoh’n,“
dass im Verein auch weiterhin Theater gespielt werden solle.

In dieser Zeit, den 20er Jahren, verzeichnete der Chor eine immer geringer werdende Resonanz, so dass es damals fast zum Erlöschen des Chores und seiner Auflösung gekommen wäre. Aber es blieb eine Schar unentwegter Mitglieder, die auch schon Lust und Freude am Theaterspielen hatten! So sollte doch das Theaterspielen weiterhin bestehen bleiben. Das war also die Rettung des gemischten Chores.

Die Generalversammlung am 25. Oktober 1927 wählte:
1. Vorsitzende Otto Flege, Lüerte
2. Vorsitzende Ida Scheele, Lüerte
1. Schrift- und Kassenführerin Alma Hoffmeyer, Thölstedt
2. Schrift- und Kassenführer H. Besuden, Düngstrup

Trotz aller bisherigen Probleme wurde beschlossen, das 19-jährige Stiftungsfest mit Theateraufführung und Ball am 17. Dezember zu feiern. So konnte das Vereinsleben wieder erblühen. Herr Besuden wurde gebeten, die Bühne neu malen zu lassen, damit auch das äußerliche Bild wieder einladend wirken konnte. Die nachfolgende Veranstaltung konnte als Erfolg in der Vereinsgeschichte gewertet werden!